Vokalensembles „Josquin des Prés“ – Verrat (So, 26.03.2023 / 16 Uhr)

Herzliche Einladung zum Chor-Konzert:

Am Sonntag, den 26. März 2023, um 16 Uhr tritt in der
Herz-Jesu-Kirche (Erlangen) das Vokalensemble „Josquin des Prés“ auf,
passend zur Passionszeit mit seinem aktuellen Programm „Verrat“.

Unter der Leitung von Annabelle Weinhart erklingen Werke von Gesualdo,
Victoria, Mocoroa, Hiestermann, Quick und Schanderl.

Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.

Weitere Informationen unter http://www.josquin-ensemble.de/

Weitere Informationen zum Konzert (Auszug aus dem Newsletter / den Konzertinformationen des Vokalensembles Josquin des Prés):

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Freundinnen des
Vokalensembles Josquin des Prés!

Um Verrat soll es in unserem diesjährigen Passionskonzert gehen, um die
Figur das Judas Iscariot, um eine Auseinandersetzung mit diesem
essentiellen Aspekt der Leidensgeschichte Jesu. Dabei möchten wir
literarisch einen schärfenden, zum Diskurs einladenden Blick auf Judas
werfen, indem Auszüge aus Lot Vekemans gleichnamigen Bühnenwerk
rezitiert werden. Hierfür konnten wir Marco Steeger, Schauspieler,
Regisseur und Sprecher gewinnen, der viele Jahre am Schauspielhaus des
Staatstheaters Nürnberg tätig war.

Anders als Walter Jens in seiner umstrittenen Schrift „Ich, Judas”
beleuchtet Vekeman eher die menschliche Seite des Verräters. Während
Jens provokant einen fiktiven Seligsprechungsprozess für Judas Iscariot
entwirft, lässt Vekeman seinen ungehörten und unerhörten Monolog eher
um Verständnis und Rehabilitation kreisen, ohne ins Selbstmitleid oder
in Rechtfertigungen zu münden.

In der Literatur finden sich psychologische, politische und
eschatologische Thesen zum Verrat des Judas. Geschah es aus reiner
Gewinnsucht und Bosheit? Aus Enttäuschung über die unerfüllte Hoffnung,
in Jesus den Anführer für einen politischen Umsturz gegen die römische
Besatzungsmacht gefunden zu haben? Oder sah sich Judas als Anwalt des
damals herrschenden „Messianismus”, der das Ende der Welt und die
anstehende Erlösung kommen sah und katalysieren wollte? War der Verrat
unausweichlich, unverzichtbar, unnötig?

Kirchenväter wie Ambrosius oder Chrysostomus, frühe Zeugen des
Christentums, beziehen dazu Stellung. „Denn nicht der Verrat des Judas
hat die Erlösung bewirkt, sondern Christi Weisheit und die Kunst seiner
Vorsehung, indem er sich der Bosheit der Menschen bediente, um uns zu
retten…Er spricht deshalb „Wehe” über den Menschen (Judas), damit ja
niemand meine, er habe dem Erlösungswerk einen Dienst geleistet… Du
solltest die Bösen tadeln, dass sie böse geworden sind, trotzdem es in
ihrer Macht lag, es nicht zu werden… Du musst doch wissen, dass niemand
genötigt wird, schlecht zu werden.” (Chrysostomus, Matthäuskommentar, 81. Homilie).

In den Responsorien zur Passionszeit, gelesen und gesungen von
Gründonnerstag bis Karsamstag, finden sich etliche Passagen zum Verrat
und zur Rolle des Judas.

Aus den Texten zum Gründonnerstag hören Sie „ Amicus meus” von Tomas
Luis da Victoria und „Judas mercator pessimus” von Carlo Gesualdo di
Venosa, zwei Urgesteinen der Renaissancemusik. Beide schließen mit der
Formel: „Besser wäre für ihn (Judas), er wäre nicht geboren”. Beide
bestechen mit dichter und intensiver Linienführung, wobei Gesualdo die
Grenzen der Harmonik deutlich weiter auslotet und dem Hörer mehr
Unerhörtes zumutet.

Am Karfreitag erklang traditionellerweise u.a. das „Jesum tradidit
impius”, für dessen Vertonung wir ebenfalls Gesualdo gewählt haben:
„Ein Ruchloser hat Jesus an die Hohenpriester und die Ältesten des
Volkes verraten. Petrus aber folgte Ihm aus der Ferne, um den Ausgang
zu sehen.”

An dieser Stelle der Passionsgeschichte setzt unser zentrales Werk des
Konzertes ein. „Christus vor dem Hohen Rat” Teil 1 von Hans Schanderl
(*1960) entstand i.R. des Kompositionswettbewerbes BACH 2000, der
ausdrücklich einen Bezug zu J.S. Bach einforderte. Der für dieses Werk
prämierte Komponist schreibt: „Dies war für mich damals eine
Herausforderung, mir selbst zu erlauben, Fragmente aus der Komposition
eines anderen Komponisten zu nutzen und in einer eigenen Komposition zu
verarbeiten.”

Der Kompositionsauftrag des Egidienchores Nürnberg führte zur Vertonung
des 2. Teils des 1913 entstandenen Gedichts von Bertholt Brecht und zur
Uraufführung unter Pia Prätorius im Jahr 2012. „Den Bachbezug galt es
für mich nun auch in diesem zweiten Teil einfließen und durchschimmern
zu lassen, d.h. hier konkret bei der Johannespassion zu bleiben, aus
der die Ouvertüre in den Teil 1 eingeflossen ist. Neben originalen
Auszügen liebe ich es, frei mit assoziierenden Elementen gewisse
atmosphärische Bezüge herzustellen, die zugleich Raum lassen und nicht
absolut auf Bach festgezurrt werden können”.

Wir hoffen, dass es für Sie als Hörer genauso spannend und begeisternd
ist wie für uns als Ausführende, wenn sich aus Schanderls Tonsatz
barocke Elemente, der Eingangschor aus der Johannespassion und zwei
Solo-Arien ( „Es ist vollbracht” und „Zerfließe, mein Herze”)
herausschälen. Und damit unserem Wunsch der Gegenüberstellung bzw.
gegenseitigen Durchdringung von alter und zeitgenössischer Musik in
idealer Weise entgegenkommen.

Der baskische Komponist Ignacio Mocoroa (1902-1979) liefert mit seinem
„O vos omnes” den Beitrag zum Karsamstag und lenkt den Blick des
Geschehens auf uns als Zeugen der Passion, bevor Ulrich Hiestermann, im
Stil an Charles Ives erinnernd, den Schlusschoral der Johannespassion
in Teil 1 seines „Rivus lacrimarum” in achtstimmiger Bitonalität
erklingen lässt.

Wir freuen uns außerordentlich, dieses Konzert erstmals unter der
Leitung von Annabelle Weinhart gestalten zu dürfen. Während eines
Probedirigates konnten wir uns im Herbst von ihren technischen,
musikalischen und menschlichen Fähigkeiten überzeugen.

Annabelle Weinhart wurde in Stuttgart geboren. Seit 2013 lebt sie in
Weimar und studiert dort an der Musikhochschule Franz Liszt, aktuell im
Masterstudiengang Chorleitung. Vorausgegangen war ein Schulmusikstudium
mit den Schwerpunkten Oboe und Ensemble-Leitung. Derzeit leitet sie den
Universitätschor der TU Chemnitz und ist stellvertretende Chorleiterin
der Landesschule Pforta. Als Chor- und Orchesterdirigentin arbeitete
sie u.a. in Italien, mit dem rumänischen Nationalchor und dem Elbipolis
Barockorchester. Dozenten wie Georg Grün, Yuval Weinberg, Lorenzo
Donati und Frieder Bernius ergänzen ihre musikalische Ausbildung und
gaben eindrückliche Impulse für ihre Arbeit als Dirigentin.

„Ich bin sehr froh, dass diese Zusammenarbeit mit dem Vokalensemble
Josquin des Prés möglich wurde und erlebe eine produktive,
aufgeschlossene und freudige Probenarbeit: Ich schaue voller Vorfreude
auf die Konzerte und das spannende Programm und möchte Sie herzlich
dazu einladen.”

Dem kann ich mich nur anschließen.
Gelegenheit für ein Kennenlernen und ein hoffentlich anregendes und
bewegendes Konzert bietet sich am Samstag, 25.März 2023 und 19:30 in
St. Klara Nürnberg und am Sonntag, 26. März 2023 und 16:00 in Herz Jesu
Erlangen.

Bitte beachten Sie die ungewohnte Konzertortreihenfolge und bleiben Sie
uns auch unter neuer Leitung gewogen!

Für das Vokalensemble Josquin des Prés
Raimund Schuler