Beschreibung der einzelnen Register

Angestrebte Disposition
Hinweis: Die momentanen Bezeichnungen der einzelnen Register stellen den jeweils gängigsten Namen dar. Jeder Orgelbauer hat hier jedoch seine eigenen Spezialitäten und Vorlieben in der Wahl der Registernamen, so dass die endgültige Bezeichnung an der fertigen Orgel im Detail abweichen kann. Die Charakteristik und grundsätzliche Bauweise der Register ändert sich hierdurch jedoch nicht.

I. Manual (Hauptwerk)

1. Quintade 16′
auch Quintadena, Quintaden oder Quintatön
Eng mensuriertes Register (geschlossene, halbe Pfeifenlänge) mit besonders niedrigem Aufschnitt und sehr ausgeprägtem 3. Teilton (Quinte), dem es auch seine Bezeichnung verdankt. Quintaden werden in 16′- bis 4′-Lage ausgeführt. Als 16′-Register im Hauptwerk charakterisiert sie ein dunkler, weicher Klang.

2. Prinzipal 8′
Prinzipale sind die wichtigste Registerfamilie jeder Orgel (französische Registerbezeichnung: Montre) und typisch für den Orgelklang. Es handelt sich dabei um zylindrisch offene Labialregister mittlerer Mensur, die in sehr verschiedener Größe von 16′ bis 1′, im Pedal auch 32′ vorkommen. Der Prinzipal 8′ ist dabei das Grundregister schlechthin, sozusagen das Rückgrat des Orgelspiels. Der Klang ist kräftig und sonor. Prospektpfeifen (die sichtbaren Pfeifen einer Orgel) sind in der Regel Prinzipale, sie werden dann auch häufig Praestant („die vorne Stehenden“) genannt. Als Material wird in dieser Pfeifenfamilie meistens eine Zinn-Blei-Legierung verarbeitet.

3. Gedackt 8′
Gewissermaßen als zarte Alternative zum Prinzipal 8′ ist dies ein gedecktes Labialregister mit unterschiedlichen möglichen Mensuren, z. B. als „Lieblich Gedackt“ mit enger oder als „Grobgedackt“ mit weiter Mensur, typischerweise aus Holz gefertigt. Gedackt-Register werden in vielen verschiedenen Größen in 32′- bis 4′-Lage gebaut.

4. Oktav 4′
Als Oktav werden Prinzipalregister bezeichnet, die eine oder mehrere Oktaven (jeweils 8 Töne) höher klingen als der zur gleichen Pfeifenfamilie gehörende Prinzipal 8′. Sie bilden mit diesem das klangliche und spielerische Rückgrat der Orgel. Der Oktav 4′ klingt dabei eine Oktave (8 Töne) höher als das Prinzipal 8′-Basisregister. Dadurch wird der Orgelklang voller.

5. Rohrflöte 4′
Auf der zarten Klangseite der Orgel ist die Rohrflöte ein halbgedecktes Labial-Register, bei dem auf den Deckel des Hutes ein Röhrchen gelötet ist, welches die charakteristische Aufhellung der Klangfärbung bewirkt. Rohrflöten werden meist 8′ oder 4′ ausgeführt.

6. Oktav 2′
Der Oktav 2′ klingt zwei Oktaven (16 Töne) höher als das zur gleichen Pfeifenfamilie gehörende Prinzipal 8′-Basisregister. Im gemeinsamen Gesamtklang hellt er den typischen Orgelklang auf und gibt einen feierlichen Glanz.

7. Quinte 2 2/3′
Ein weit mensuriertes Aliquotregister zur Bildung akustischer Register bzw. Obertöne (hier klingt die Quinte als 3. Teilton mit). Bei der Quinte 2 2/3′ im Speziellen erklingt für die angeschlagene Taste die Quinte über dem entsprechenden Ton eines 4′-Registers (also 13 Töne über dem eigentlichen Grundton). Quinten (und Terzen, s. Nr. 8) sind typische „Farben“ im Orgelklang. Sie drängen sich nicht in den Vordergrund, ermöglichen aber gerade dadurch eine besonders interessante Gestaltung des Orgelspiels.

8. Terz 1 3/5′
Das Prinzip ist ähnlich wie bei der Quinte (Nr. 7), jedoch klingt hier die Terz als Oberton mit. Bei der Terz 1 3/5′ im Speziellen erklingt für die angeschlagene Taste die Terz über dem entsprechenden Ton eines 2′-Registers (also 18 Töne über dem eigentlichen Grundton).

9. Mixtur IV-fach
Mixturen bilden die typische Klangkrone einer jeden Orgel. Meistens aus Oktaven und Quinten bestehend sorgen sie für einen besonders festlichen, „silbernen“ Klang.
Der Faktor in der Registerbezeichnung gibt dabei an, wie viele Pfeifenreihen im Register vorhanden sind, d.h. wie viele Pfeifen gleichzeitig nur in diesem Mixtur-Register erklingen, wenn eine Taste angeschlagen wird.

10. Trompete 8′
Das typischste aller Zungenregister mit natürlich langen trichterförmigen Bechern in 16′-, 8′- oder 4′-Lage ist in fast in jedem Hauptwerk einer Orgel eingebaut. Sein schmetternder, lauter Klang, insbesondere bei französischer oder spanischer Intonation der Orgel, erinnert nicht nur tatsächlich an den Klang echter Trompeten, sondern wird auch wie diese für Fanfarenklänge verwendet, z. B. zur Eröffnung von Konzerten, am Beginn von prächtigen Orgelwerken oder von Festgottesdiensten.

II. Manual (Schwellwerk)

11. Gemshorn 8′
Gemshorn-Register setzen sich aus konischen Pfeifen (Holz oder Metall), je nach Grundstimmung in 16′- bis 2′-Lage, zusammen. Der Klang liegt zwischen Prinzipalen und Flöten und ist je nach Stilrichtung hornartig, leicht streichend (Romantik) oder ein weicher Flötenklang (Renaissance, Nachahmung des gleichnamigen Blasinstrumentes).

12. Salizional 8′
(von lat. salix, die Weide; auch Salicional)
Salizionale sind eng mensurierte Register, die sich durch ihren weichen, streichenden Klang auszeichnen. Sie werden als Klangfarbe z. B. in Verbindung mit Gedackt- und Flötenregistern oder auch als Soloregister eingesetzt.

13. Hohlflöte 4′
Hohlflöten sind offene Flötenregister mit zylindrischen, manchmal auch leicht konischen Pfeifen, oft aus Holz, in 8′- bis 2′-Lage, von denen verschiedene Bauformen existieren. Der Klang ist meist rund und füllend, kann aber auch sehr zart sein.

14. Waldflöte 2′
Als weit mensuriertes Labialregister unterschiedlicher Bauart erzeugt die Waldflöte, meistens in 2′-Lage, einen hellen, zart strahlenden Klang im Flötenchor der Orgel.

15. Sesquialtera II-fach 2 2/3′
Es ist meist prinzipalartig, weitere Mensuren kommen aber auch vor. Typischerweise wir er als Sesquialter II-fach aus Quinte und Terz gebaut (2 2⁄3′ + 1 3⁄5′). Das Sesquialter repetiert in der großen Oktave oft zu 1 1⁄3′ + 4⁄5′. Vor allem in kleinen Orgeln ist das Register oft nur als halbes Register für die Diskanthälfte des Manuals vorhanden. Es handelt sich um ein gemischtes Aliquotregister. Je nach Bauform wird es entweder als reines Soloregister oder auch zur Bildung eines Terzplenums verwendet.

16. Scharff IV-fach 1 1/3′
Der Scharff entspricht der Mixtur im I. Manual und bildet somit die Klangkrone des II. Manuals. Die beschriebene Pfeifenlänge (hier 1 1/3′) gibt dabei die Tonhöhe des Basisregisters der Mixtur an.

17. Oboe 8′
Zungenregister mit trichterförmigen Bechern, erst eng, dann oben weiter, oben teilgedeckt, meistens als 8′-Register.
Im Gegensatz zur Trompete (s. Nr. 10) klingt das Oboen-Register trotz enger Verwandschaft typischerweise deutlich weicher und feiner. Durch diese Charakteristik wird es gerne als Soloregister, z. B. im Trio-Spiel, verwendet.

18. Tremulant
Der Tremulant ist kein Pfeifenregister, sondern ein reiner Registerzug, der den Orgelwind stoßweise durch den Windkanal fließen lässt. Damit sorgt er für einen Tremolo-Klang, ähnlich dem Vibrato einer Singstimme.

Pedal

19. Prinzipalbass 16′
Der Prinzipalbass 16′ bildet das Fundament der tiefen Orgeltöne. Er klingt eine Oktave (8 Töne) tiefer als der Prinzipal 8′ im Hauptwerk. Dadurch gewinnt der Gesamtklang nicht nur an Fülle, sondern auch fühlbar an Tiefgang, indem mehr Platz für darüber klingende Obertöne geschaffen wird.

20. Subbass 16′
Das wichtige gedackte Labialregister im Pedal kommt in fast jeder Orgel in der Lage 16′ vor, in größeren Orgeln auch in 32′-Lage (dann meist als Untersatz bezeichnet). Im Klang ist es sehr obertonarm, dunkel und unbestimmt und findet Verwendung, v.a. wenn der Prinzipalbass 16′ im Gesamtklang zu wuchtig auftritt.

21. Gedackt 8′
Der Gedackt 8′ im Pedalwerk entspricht mit seinem flötenähnlichen, sehr grundtönigen Klang dem gleichnamigen Register im Hauptwerk.

22. Violon 8′
(auch Violonbass oder Violone)
Die Streicherstimme im Pedal zu 16′ oder 8′, selten auch 32′, soll den Klang eines Kontrabasses nachahmen.

23. Oktave 4′
Zur Pfeifenfamilie der Prinzipale gehörend erzeugt der Oktav 4′ als starkes Register im Pedal den typischen Orgelklang. Der Oktav 4′ klingt dabei eine Oktave (8 Töne) höher als ein 8′-Basisregister.

24. Mixtur 4′
Die Mixtur 4′ ist die Klangkrone in Pedalwerk und entspricht damit der Mixtur im Hauptwerk und dem Scharff im II. Manual. So sorgt sie für einen hellen, glänzenden Klang in den Bässen.

25. Posaune 16′
Zungenregister in mittelweiter Mensur, mit natürlich langen trichterförmigen Bechern in 32′- oder 16′-Lage, manchmal auch 8′ (insbesondere im süddeutschen Barock), meistens im Pedal. Die Posaune zeichnet sich durch einen schmetternden, feierlichen Klang aus. In kleineren Orgeln wird die Posaune 16′ oft grundtönig und weniger laut intoniert, die Verwendung von Holzbechern begünstigt diese Intonation.

Erläuterungen einzelner Fachbegriffe

– Labialregister:
Die Tonerzeugung der Labialpfeifen (Lippenpfeifen) beruht darauf, dass ein Luftband durch einen schmalen Spalt gegen eine Kante, das Labium (Lippe), geblasen wird. Dies entspricht dem Prinzip der Blockflöte und anderer Schnabelflöten.

– Zungen- bzw. Lingualregister:
Die zweite Gruppe der Orgelpfeifen sind die Lingual- oder Zungenpfeifen, bei denen der Luftstrom eine Metallzunge (Stimmzunge) in Schwingung versetzt und der dadurch entstehende Klang durch einen Resonanzkörper (sog. Becher) verstärkt wird.
Der Klang von Zungenpfeifen ist im Vergleich zu dem von Labialpfeifen wesentlich obertonreicher. Die Bauweise der Zungenpfeifen wird gewählt, um den Klang von Blechblas- oder Rohrblattinstrumenten nachzuahmen, insbesondere den von Trompeten, Posaunen, Klarinetten, Oboen, Fanfaren und anderen Instrumenten (Regal, Zink, Dulzian, Fagott, Rankett).

– Mensur:
Als Mensur bezeichnet man des Verhältnis der Höhe und Breite einer Pfeife. Engmensuriert: die Pfeife ist sehr schlank, dafür aber länger; weitmensuriert: die Pfeife ist sehr breit dafür kürzer.

– Gedackt:
Bei der Gedackt-Bauart wird auf die Pfeife ein Hütchen aufgesetzt. Somit kann der Wind nicht oben aus der Pfeife austreten und muss den Weg nach unten nehmen. Auf diese Weise entsteht eine doppelte Windsäule in einer Pfeife, wodurch die Pfeife eine Oktave tiefer klingt, als ihre Größe es erahnen lässt. Daher dient diese Pfeifenfamilie auch oft zur Einsparung an Material, was dazu eingesetzt wird, um trotz beengter Platzverhältnisse eine Orgel klanglich auszureizen.

– konisch:
Nach oben oder nach unten verjüngend, d.h. enger werdend.

– Koppeln:
Koppeln sind sogenannte Spielhilfen. Mit ihnen kann der Klang vom II. Manual (Schwellwerk) mit denen des Hauptmanuals kombiniert werden. Ebenso können die Klangfarben des Haupt- und des Schwellwerks in das Pedal „gekoppelt“ werden.

– mechanische Spiel- und Registertraktur:
Als Traktur bezeichnet man die Verbindung von jeder einzelnen Taste bis zur dazugehörigen Pfeife. Die mechanische Traktur hat den einzigartigen Vorteil, dass keine Verzögerung von Betätigen der Taste bis zum Klang aus der Pfeife entsteht.
Die mechanische Registertraktur ist im Prinzip genau das gleiche wie die Spieltraktur, nur dass hier von jedem einzelnen Registerzug am Spieltisch bis zur dazugehörigen Pfeifenreihe im Orgelgehäuse die Pfeifen auf „Windgebung“ und somit auf das Erklingen vorbereitet werden.

– Spieltisch:
Der Spieltisch ist der Platz, an dem der Organist sitzt, die einzelnen Register (Klangfarben) zusammenstellt und natürlich auch spielt.