Unsere Orgel

Als am 30. Januar 1785 den Erlanger Katholiken durch Markgraf Alexander die Errichtung eines Bethauses erlaubt wurde, aus dem später einmal durch etliche Umbauten und Erweiterungen unsere heutige Herz Jesu-Kirche entstehen sollte, war im zugrunde liegenden Konzessionsdekret noch festgelegt, dass im Bethaus „weder eine Glocke aufgehangen noch ein Orgel-Werk aufgerichtet“ werden dürfe. Trotzdem gelang es, zum Ende des Jahres 1789 eine erste Orgel in der Kirche zu installieren – noch vor der offiziellen Einweihung im Sommer 1790. Dieses Instrument war gebraucht von einem Kaufmann Tröster für 70 Gulden (etwa 3500 €) übernommen und für 20 Gulden (etwa 1000 €) repariert worden. Über die genauen Umstände dieses Coups ist leider nichts bekannt.

 

 

 

 

 

 

 

Obwohl die erste katholische Gemeinde in Erlangen nach der Reformation damit dem Verbot der Obrigkeit zuwider gehandelt hatte, durfte sie die Orgel behalten. Ja, im Jahr 1804 konnte sie sogar erneuert werden durch Fürsprache der Margräfinwitwe Fürstin Sophie Caroline beim bayerischen Minister Grafen von Thürheim. Die Fürstin, die bereits die Eingangstüren für das Bethaus gestiftet hatte, übernahm sogar noch die Hälfte der Kosten für die neue Orgel. Der damalige Kurat schrieb in die Kirchenaufzeichnungen: „Dächten nur alle Großen so, in deren Händen es steht wohlzutun. Zugleich der schönste Beweis Ihrer toleranten Gesinnungen, die man leyder sonst noch vermisst“.

Doch schon 1851 bemerkt Pfarrer Pankraz Dinkel in einem Schreiben vom 10. Juni an die Königliche Regierung neben vielen anderen Missständen: „Die noch vorhandene Orgel ist nicht mehr zu spielen.“ Umso erstaunlicher, dass wahrscheinlich 1852 bereits eine neue Orgel aus der Werkstätte Bittner in Nürnberg in die Kirche kam. Auch diese war alsbald jedoch wieder baufällig und musste bei dieser Gelegenheit fast komplett erneuert werden. „Am 25. März 1893 wurde das fast neue Orgelwerk, von Steinmeyer in Öttingen ausgeführt, übergeben, nachdem dasselbe tags zuvor einer eingehenden Prüfung durch Universitätsmusikdirektor Oechsler unterzogen worden war. Vom alten Orgelwerk konnten nur wenige Register benützt werden.“, schreibt der Chronist der katholischen Pfarrei zu dieser Zeit.

Im Jahr 1903 erhielt die vorhandene Orgel erstmals einen elektrischen Orgelantrieb und musste also nicht mehr von Hand über die Blasebälge mit Wind versorgt werden. Die allen heute lebenden Kirchgängern bekannte und noch restaktive Orgel aus der Werkstätte Walcker konnte auch dank des intensiven Engagements des damaligen Kirchenmusikers Hermann Sittinger im November 1973 vom früheren Pfarrer Sigmund Freiherr von Pölnitz gemeinsam mit dem amtierenden Pfarrer Karl Kupfer eingeweiht werden.

Im Rückblick auf 230 Jahre Kirchengeschichte von Herz Jesu Erlangen hatten die – meistens gebraucht oder unter besonderem Preisdruck erworbenen – Orgeln dieser Gemeinde eine durchschnittliche Dienstzeit von nur etwa 40 – 50 Jahren, in denen durch stets bemühte Organisten noch das Möglichste aus Ihnen herausgeholt wurde. Eine gute Orgel jedoch, so zeigen es vielfache Beispiele in der Region, könnte Jahrhunderte lang erklingen. Und so wurde am 15. Oktober 2014 der Orgelbauverein Herz Jesu Erlangen e. V. gegründet, der sich nun gerade den Bau einer neuen, an den Kirchenraum angepassten Orgel zum Ziel gesetzt hat, die alle Voraussetzungen erfüllen soll, auf sehr lange Zeit ein kirchenmusikalisches Herzstück in Herz Jesu zu sein.